Nachhaltigkeit bei BLUM Kaffee
Unsere Rösterei befindet sich in der Garage unserer Grossmutter «Emmi» auf 6 x 4 Quadratmeter. Sie hat uns mit ihrem ansteckenden Humor, ihrem äusserst simplen Lebensstil und ihrer Liebe zu den Mitmenschen und der Natur viel auf unseren Weg mitgegeben. Zuständig für die Durchfütterung der Familie bestand fast jedes Gericht zu mehr als 50% aus Kartoffeln, welche sie aus heutiger Sicht sehr innovativ im Sinne der Nachhaltigkeit im eigenen Garten anpflanzte. Was die Welt heute mehr denn je braucht, hat nämlich unsere Grossmutter im Kartoffel-Anbau bereits seit Jahrzehnten mit Selbstverständlichkeit praktiziert: ein zirkuläres System.
Einige Kartoffeln der Ernte dienten als Saatgut der folgenden Saisons im biodiversen Garten vor dem Haus, in dem Früchte, diverse Gemüsesorten und entsprechend auch die Tierwelt ihren Platz beanspruchen durften. Ein gesunder Boden, welcher über Generationen Nahrungsmittel hervorbringt, ist das Resultat aus dieser Arbeit. Auch für alle anderen Lebensmitteln, die sie teils vom Supermarkt beziehen musste, kannte sie jeweils deren Herkunft genauestens. Entsprechend den Maximen unserer Grossmutter wollen wir mit unserem Tun die Welt vom linearen hin zum zirkulären Wirtschaftssystem bewegen, eine Tasse nach der anderen. Bei einem Produkt wie Kaffee ist Nachhaltigkeit über die gesamte Wertschöpfungskette sicherlich kein simples Unterfangen, jedoch wollen wir mit den folgenden Ausführungen klar aufzeigen, worauf wir beim Einkauf unseres Rohkaffees und der Handhabung unserer Kaffeemaschinen achten.
Unsere gerösteten Bohnen
Wer ist der Farmer? Und wie viel Geld erhält der Farmer tatsächlich für die hohe Qualität? Diese Leitfragen sollte man gegenüber einer (Spezialitäten-) Rösterei stellen.
Direct Trade
Grundsätzlich hat eine Farm zwei Absatzmöglichkeiten: Den Rohstoffmarkt und den Spezialitätenkaffeemarkt. Der Preis auf dem Rohstoffmarkt ist dabei nicht gekoppelt an die Produktionskosten der Farm. Mit dem jahrelang auf tiefem Niveau stagnierenden Rohstoffpreis (rund 1 $ / lb) kann ein Durchschnittsfarmer seine Produktionskosten nicht decken, wodurch er oder sie zu Kosteneinsparungen und damit einhergehenden signifikanten Qualitätseinbussen gezwungen wird: Faule Bohnen werden nicht aussortiert, Pflücker können nicht angemessen bezahlt werden und Investitionen in qualitativ hochwertige Infrastruktur wie Trocknungstische oder Waschstationen können nicht getätigt werden.
Sollte sich jedoch dem Farmer der Spezialitätenmarkt als Absatz eröffnen, kann er pro Kilogramm zwei- bis zehnmal höhere Umsätze erzielen. Dadurch können die nötigen Massnahmen und Investitionen zur Gewährleistung einzigartiger Qualität getroffen werden. Wir handeln Kaffee direkt mit den Farmern aus zwei Gründen: Wir kommen so an die beste Qualität von Grünbohnen und können gewährleisten, dass der Farmer rechtmässig entlohnt wird für die hohe Qualität. Es ist relativ simpel. Damit der Farmer weiterhin hohe Qualität produzieren kann, muss er extra entlohnt werden für die harte Arbeit. Wir messen dies für unsere Farmen als «Qualitätsbonus»:
Der Qualitätsbonus zeigt auf, wie viel wir für den Rohkaffee über dem Marktpreis bezahlt haben, zumal die Qualität höher ist als auf dem Rohstoffmarkt. In der untenstehenden Tabelle zeigen wir dir den genauen Preis, den wir für den Rohkaffee der entsprechenden Farm bezahlt haben. Bei Interesse können die Belege hierfür herausgegeben werden. Das verstehen wir unter Transparenz.
Pledge-Tabelle: wird gerade aktualisiert und in kürze hier veröffentlicht
Und Was ist mit den ganzen Labels wie Fairtrade, Rainforest Alliance oder Bio?
Grundsätzlich greifen all diese Labels wichtige Aspekte aus dem Handel und dem Anbau von Kaffee auf und die meisten unserer Kaffees sind auch von mindestens einem dieser Labels zertifiziert (siehe Tabelle). Was aus unserer Sicht noch vor den Labels vorhanden sein muss, ist hohe Qualität. Wenn man als Konsument den qualitativen Unterschied zwischen Kaffee von der Rohstoffbörse und direkt gehandeltem Spezialitätenkaffee erkennt & achtet, dann legitimiert man indirekt die harte Arbeit eines Spezialitätenfarmers. Für die Qualität und das einzigartige Spezialitätenkaffee-Erlebnis fühlen auch wir uns für unsere Geschäfts- und Privatkunden verantwortlich. Ähnlich wie in der Weinbranche sind Spezialitäten-Kaffeefarmer Tüftler und neugierige Unternehmer, die mit innovativen Anbaumethoden und ausgeklügelten Aufbereitungsformen einzigartige Geschmacksnoten des Herkunftslandes zum Ausdruck bringen wollen. Mit ihrem Tun können sie einer ganzen Region von Kleinfarmern eine bessere Lebensgrundlage verschaffen. Eine Zertifizierung wie Bio oder Rainforest Alliance ist darauf aufbauend dann von entscheidender Bedeutung, damit auch die Farmen ihre Tätigkeit unter ganzheitlich nachhaltigen Aspekten betrachten.
Die Qualität vom Rohkaffee wird in einer von null bis 100 verlaufenden Skala der Specialty Coffee Association, kurz SCA, gemessen. Ab 80 Punkten gilt ein Kaffee als Spezialitätenkaffee. Wir beziehen ausschliesslich Kaffees über dieser Mindestschwelle, um Kaffeefarmer zu unterstützen, welche den unternehmerischen Weg gehen (siehe Tabelle, Spalte «SCA-Punkte»).
Unsere Kaffeemaschinen für Geschäftskunden
In einer zirkulären Welt besitzt man keine Kaffeemaschinen mehr, sondern erwirbt die Leistung, die man sich aus der Maschine erhofft: Getränke.
Deswegen stellen wir unseren Geschäftskunden Vollautomaten mietfrei zur Verfügung und rechnen nur pro Tasse ab. Auf diese Weise liegt es in unserer Verantwortung, für die Wartung, die Langlebigkeit der Maschinen und damit für die möglichst lange Beibehaltung der Maschine im Kreislauf zu sorgen. Als offizielle Partnerfirma des Kaffeemaschinenherstellers Eversys S.A. aus dem Wallis stehen wir für langlebige Materialien aus Metall. Kunststoff, der sich in Kaffeemaschinen unter stetiger Hitzeeinwirkung verformt und dadurch für solche Systeme grundsätzlich nicht geeignet ist, werden bei uns vermieden. Wir wollen mehr und mehr Geister vom Besitz materieller Dinge befreien und sie dadurch für die zirkuläre Kreislaufwirtschaft begeistern.
Unser zirkuläres Recyclingsystem
Nur etwa 1% der Biomasse landet in der Tasse, der Rest ist «Biomüll». Wieso schreiben wir «Biomüll» in Anführungszeichen? Kaffeesatz hat unglaublich viele Anwendungsfelder und wird nur als Abfall bezeichnet, wenn er auch wirklich wertlos erscheint. Diese Herausforderung gilt es für eine zirkuläre Welt zu meistern. Die 99% der Biomasse einer Tasse Kaffee in Form von Kaffeesatz sollten im herkömmlichen System vom Konsumenten in den Biomüll landen, wobei er weiter zu Kompost, Energie und Wärme weiterverarbeitet werden kann. Trotzdem landen in der Schweiz jährlich rund 500’000 Tonnen Biomüll im normalen Restmüll. Bioabfall, der so auf der Mülldeponie landet, produziert 26 mal mehr Treibhausgase im Vergleich zu herkömmlichem Müll, für den die Mülldeponie angedacht wäre. Schuld an dieser hohen Zahl ist die anaerobe Dekomposition (aufgrund fehlendem Sauerstoff) von Biomasse: Es entsteht Methan und nicht CO2– ein weitaus ungünstigeres Treibhausgas, welches auch Kühe in der Nutztierhaltung produzieren.
Warum passiert das?
Für Konsumenten ist es oftmals herausfordernd, all ihre unterschiedlichen Abfälle richtig zu sortieren, zu kompostieren und zu trennen. Zudem bestehen keine wirklichen Anreize (bis auf die ethische Verpflichtung der Natur gegenüber) das auch wirklich zu tun.
Wohin gehören schon wieder Schalen von Zitrusfrüchten?
Da war doch noch was mit Ratten im Kompost?
Und wie funktioniert das nochmals mit dem Recycling von Kaffeekapseln?
In einer zirkulären Welt sollte die Verantwortung für die systematische Wiederintegration der Biomasse in den natürlichen biologischen Kreislauf vollumfänglich beim Lieferanten und nicht beim Konsumenten liegen. Für Geschäftskunden der Gastronomie oder dem Bürosektor bieten wir die erste komplett zirkuläre Kaffeelösung der Schweiz an. Die Biomasse von direkt gehandeltem Rohkaffee aus den Ursprungsländern wird bis zur Wiederintegration in den Kreislauf als nährstoffreicher Humus begleitet.
Wie machen wir das?
Durch eine solarbetriebene Trocknungsbox bei unseren Geschäftskunden schützen wir den Kaffeesatz vor Schimmelbefall für den nächsten Prozessschritt, der nach Versand der mit trockenem Kaffeesatz gefüllten Box bei uns stattfindet. Dabei nutzen wir den natürlichsten Recycler der Welt, welcher auch abgestorbene Biomasse wie einen Baumstumpf im Wald wieder zu Humus zersetzt: Pilze. Genauer gesagt Austernpilze.
Der weltweit am dritthäufigsten konsumierte Speisepilz gilt als Delikatesse und liebt die Nährstoffe, welche im pasteurisierten Kaffeesatz zu finden sind. Alternativ wird er meistens auf Stroh gezüchtet, wobei er verglichen mit Kaffeesatz als Nährboden weniger intensiven Geschmack entwickelt. Diese Pilze werden an unsere Gastronomiepartner, Privatpersonen oder auf lokalen Märkten verkauft. Nachdem die Pilze dann ihre Arbeit geleistet haben, bleibt zersetzter, gesunder und nährstoffreicher Boden übrig, der bereit ist, bei lokalen Bauern in der Schweiz wieder in den biologischen Kreislauf zu gelangen.
Wie geht das zuhause?
Wir arbeiten an einer komplett zirkulären, einfachen und geschmacklich hochwertigen Möglichkeit, Kaffee zuhause zu konsumieren. Bis dahin lautet unsere Empfehlung, in den eigenen vier Wänden noch selbst Hand anzulegen. Direkt gehandelten Spezialitätenkaffee kaufen, mit energiesparenden Brühmethoden wie Frenchpress, Bialetti oder Filter zubereiten und dabei mit Liebe zum Handwerk den Qualitätsbonus der Farmer bewahren, den Kaffeesatz gezielt als Dünger für die eigenen Hauspflanzen verwenden oder auf den Biomüll schmeissen.
Mit unserem Tasting-Set haben wir eine Auswahl unserer Röstungen zusammengestellt. Zusammen mit einem kurzen Crash Kurs per Mail wollen wir Privatpersonen zeigen, wie man den Qualitätsbonus der Farmer bewahren kann und wie man den Kaffeesatz am besten zuhause wieder in den biologischen Kreislauf integrieren kann.